Öffentliche persönliche Erklärung von Rechtsanwalt Wolfgang Baumann/ZfW-Stadtrat:

 

Umbenennung der Hermann-Zilcher-Straße in Theresia-Winterstein-Straße in Würzburg.

Nach einem mehrjährigen Umbenennungsverfahren wird nunmehr am 29.3.2023 die seit Anfang der fünfziger Jahre wegen der außerordentlichen Verdienste des Mozartfest-Gründers, Komponisten und Leiters des Bayerischen Staatskonservatoriums Hermann Zilcher um die Stadt Würzburg nach ihm benannte Straße im Frauenland in Theresia-Winterstein-Straße umbenannt. Damit macht die Stadt Würzburg von ihrer rechtlichen Möglichkeit Gebrauch, jederzeit Straßen in ihrem Stadtgebiet umzubenennen, soweit dies diskriminierungsfrei und unter Beachtung des postmortalen Persönlichkeitsrechts des früheren Namenspaten geschieht. Dass dies nicht der Fall war, habe ich in einem 99-seitigen Memorandum dargestellt.

Die Straßenumbenennung der Hermann-Zilcher-Straße war im Stadtrat umstritten und ist es in der Würzburger Stadtgesellschaft weiterhin. Mein Memorandum wird in Kürze mit weiteren Nachweisen von gravierenden Fehlern bei der Zusammenstellung von Fakten und Bewertungen zur Person von Professor Zilcher durch die Straßennamenkommission durch eine zusätzliche Veröffentlichung ergänzt werden. Die Geschichte  wird in ihrem weiteren Verlauf diese Vorgänge einer eigenen Bewertung unterziehen. Erfreulicherweise werden die Werke Zilchers nach der Stadtratsentscheidung schon heute weltweit häufiger denn je gespielt.

Diese Vorgeschichte der Umbenennung darf aber keinen Schatten auf die Neubenennung der Straße nach der vom NS-Regime als „Zigeunermischling mit überwiegend zigeunerischem Blutsanteil“ bezeichneten und damit diskreditierten und rassistisch diffamierten Theresia Winterstein werfen. Der aus einer Sinti-Familie stammenden Tänzerin und Sängerin wurde von den Nazis schwerstes Leid zugefügt: Ihre Zwillingstöchter wurden zwangsweise in der Universitätskinderklinik vermutlich für medizinische Versuche missbraucht, ein Zwillingskind starb dabei. Sie selbst wurde in der Universitätsklinik Würzburg zwangsweise sterilisiert. Auch nach dem Krieg war sie wohl wie viele Sinti und Roma noch erheblichen Diskriminierungen ausgesetzt. Insoweit kann die Benennung einer Straße in Würzburg nach dem Namen dieser leidgeprüften Frau als gewisse Bemühung des Stadtrats und der Stadt Würzburg um Schuldausgleich angesehen werden. Sie gehörte zu der Gruppe von Menschen, deren schweres Leid allein durch die Anerkennung und Entschädigung als NS-Opfer keinen gerechten Ausgleich finden konnte.

Würzburg, den 28.3.2023

 

Rechtsanwalt Wolfgang Baumann, Stadtrat in Würzburg